Warum ich das schlechteste Script aller Zeiten geschrieben habe:

Ich möchte euch mal erzählen wie ich mit Scriptversionen arbeite und das in meinen Augen dümmste Script der Welt geschrieben habe: Ein normales Script zu schreiben, in dem Menschen normal und alltäglich reden und alltägliche Dinge tun, ist nicht einfach. Kein gutes Script schreibt sich einfach so. Da fließt eine Menge Lebenserfahrung, Ideen, Vorlieben und vielleicht Genie (nicht in meinem Fall) rein. All das muss erarbeitet und ausgequetscht und diese Schraube ständig angezogen werden. Es ist nicht einfach, aber zumindest kann man sich einigermaßen schnell da reindenken und Stück für Stück das Ding runterschreiben. Nun, in meinem Falle gibt es eine Idee, die keineswegs normal erzählt werden will. Ich brauche teilweise krude szenische Ideen, bei denen man sich fragt "wer hat sich diese Scheiße bloß ausgedacht?!?", um eine einigermaßen simple und nachvollziehbare Story zu erzählen.

Um also die Basis zu schaffen – meine nackte Story – schreib ich als allererstes das Script und die Dialoge so, als würde sie ein Kind runterrattern. Das liest sich so dermaßen unangenehm und fremdschämend, aber es ist eine gute Methode um einzuschätzen wie lang das ganze ungefähr wird und ob die Story alleine, trotz beschissener Dialoge, mich weiterlesen lässt. Diese allererste Version darf ich nur Menschen zeigen, bei denen ich mir sicher sein kann, dass sie nicht sofort von diesem Projekt abspringen. Niemandem, der denken könnte, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank und würde nur seine Zeit verschwenden. Nun halte ich diese Version in der Hand. Abgesehen von den schlechten Dialogen sind die Settings und Locations auch so, als würde Geld keine Rolle spielen. Damit der Kern der Geschichte keine Steine in den Weg gelegt bekommt. Diese Steine lege ich jetzt im ersten Schritt selbst und helfe der Story darüber zu steigen, indem ich kreativ werde und aus der Not eine Tugend mache: auf Machbarkeit simplifizieren, aber dass es so aussieht, als sei es nie anders gewollt gewesen. In dieser Not entspringen manchmal die verrücktesten Ideen, die in diesem Falle das ganze sehr Lynchesque machen könnten, was ja hier ausdrücklich erwünscht ist. Ich melde mich nochmal, wenn ich die nächste Fassung in den Händen halte.

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Ben Bernschneider