Bens Anfänger-Tipp: Für das Model ist dein Bildschirm nicht existent

Lieber Fotograf, wenn das Model, mit dem du arbeitest, ständig auf deinen Bildschirm gucken will, dann pack deine Sachen und geh’ nach Hause.

TFP-Shootings, oder wie auch immer man das heutzutage nennt, bei dem sich Fotograf und Model zum Fotografieren treffen und beide nicht mehr, als geile Bilder tauschen, sollten vor allem auf einer Sache basieren: R-E-S-P-E-K-T! (und auch eine gute Portion Bewunderung)
Wenn du als Fotograf das Model nicht absolut umwerfend findest, und du, als Model nicht mit diesem Fotografen arbeitest, weil du seine Bilder MEGA findest, dann macht das ganze keinen Sinn.

Der Arbeitstag eines Fotografen kostet Geld. Irgendwas zwischen 200 und 4.500 Euro. Der eines Models ebenfalls. Wenn beide, obwohl kein Geld fließt, nicht ständig ehrfürchtig daran denken und die Kunst des jeweiligen anderen respektieren, dann ist das Scheiße.

Aber: Du als Fotograf bist im TFP-Fall nicht von diesem Model engagiert und hast nicht dafür zu sorgen, dass das Model so aussieht, wie sie es gerne hätte. Das suggeriert aber ein ständiges Glotzen auf den Bildschirm und Kontrollieren der Bilder. DU bist der Künstler HINTER der Kamera und trägst die komplette Verantwortung für dein Shooting. Das Model muss darauf vertrauen, dass es DEINE Bildsprache trägt, so wie DU es für richtig hältst. Denn nur aus diesem Grund hat das Model eingewilligt, mit dir zu arbeiten. Andersherum: Du trägst auch die Verantwortung dafür, dein Model verdammt gut aussehen zu lassen. Wenn das Model kein Bild mit nach Hause nehmen kann, dann ist das ganz große Kacke und das Model wird wahrscheinlich nie wieder mit dir Arbeiten.

Natürlich könnt ihr gemeinsam auf den blöden Screen starren, um Ideen zu erläutern, aber du bist nicht ihr Instagram-Husband!

Nochwas: Abgesehen davon, dass du dein Model auf Händen tragen solltest (Achtung: nicht wortwörtlich. Finger weg!), solltest du alles dafür tun, dass sie sich wohl fühlt und in ihrem Element sein kann. Sei nicht geizig (zwei Taxifahrten bringen dich nicht um), sei charmant, halt die Türen auf, zeig ihr, dass du dir kein anderes Model lieber wünschen würdest und versuche zu fühlen, wobei das Model sich unwohl fühlt und wobei nicht.

Ich sage immer: meine Modelle können mich auf Lebenszeit nachts anrufen, damit ich sie vom Flughafen abhole oder ihnen ein Nutella-Brot schmiere. Denn Zusammenarbeit auf Augenhöhe macht mich glücklich und ewig dankbar.
Und das sollte bei Euch ähnlich sein.

Ben Bernschneider